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Sammlung

Die »Schatzkammer« des Brahms-Instituts

Grundlage der Arbeit des Brahms-Instituts ist die Quellensammlung, deren Profil weit über den Namenspatron hinausreicht. Die Schwerpunkte konzentrieren sich – neben Johannes Brahms – auf Robert und Clara Schumann, Theodor Kirchner, Joseph Joachim und Julius Stockhausen sowie auf die heute weniger bekannten, ebenfalls mit Brahms befreundeten Interpreten und Komponisten Theodor Avé-Lallemant, Richard Barth, Carl Georg Peter Grädener, Hermann Grädener, Richard Heuberger, Julius Spengel und Emanuel Wirth.

Die Sammlung dokumentiert damit einen wichtigen Teil der deutsch-österreichischen Musikgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei der norddeutsche Raum mit dem Zentrum Hamburg besonders vertreten ist. Vor dem Hintergrund der musikästhetischen Diskussionen im 19. Jahrhundert ist in unserer Sammlung der Schumann-Brahms-Kreis ausführlich repräsentiert – jener Kreis, der in der publizistischen und propagandistischen Auseinandersetzung den Gegenpol zu den Wagnerianern und der »Neudeutschen Schule« um Franz Liszt darstellt.

Die Bestände umfassen in erster Linie Quellen musikalischer Werke: kostbare Handschriften, Stichvorlagen, Erst- und Frühdrucke. Hinzu kommen umfangreiche Briefschaften der genannten Künstler sowie Briefe von Freunden und Zeitgenossen. Der ikonografische Bestand an Fotos, Bildern und Zeichnungen, mit einem großen Teil der persönlichen Fotosammlung von Brahms, ist ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung. Die einmaligen Konvolute mit Programmzetteln zu wichtigen Ur-, Erst- und Folgeaufführungen bewahren zudem wichtige Dokumente der Rezeptionsgeschichte. Auch hier stammt ein großer Teil unmittelbar aus dem Nachlass von Johannes Brahms.

Seit Gründung des Brahms-Instituts konnten seine Bestände durch bedeutende Ankäufe und Schenkungen vermehrt werden. Glanzpunkte der Neuerwerbungen sind u.a. das Manuskript des 2. Klavierquartetts op. 26 (aus dem Nachlass des Pianisten Rudolf Serkin), die Stichvorlage zum Klarinettenquintett op. 115, die bis dato unbekannt gebliebenen Korrekturabzüge der Stimmen zum Streichquintett op. 88, der Klavierauszug von Ein deutsches Requiem mit der autografen Niederschrift des fünften Satzes (»Ihr habt nun Traurigkeit«), die Briefe von Brahms an den Verlag C. F. Peters und das große Konvolut von fast 900 Briefen von Joseph Joachim an seinen Bruder Heinrich, das eine Zeitspanne von 1846 bis 1907 umfasst und ein Stück europäischer Musik- und Zeitgeschichte widerspiegelt.

Im Jahr 2000 gelang es, bedeutende Musikhandschriften und Briefe aus dem Familienarchiv Avé-Lallemant zu erwerben, darunter das einzig erhaltene Autograf der Brahms-Motette »Es ist das Heil uns kommen her«, op. 29, Nr. 1 sowie das Arbeitsmanuskript der Bilder aus Osten op. 66 von Robert Schumann, das faszinierende Einblicke in die Werkstatt des Komponisten bietet.

Zu den Erwerbungen aus jüngerer Zeit gehören u.a. das verschollen geglaubte Autograf zum Brahms-Lied Liebesglut op. 47 Nr. 2, das eigenhändige musikalische Albumblatt Adagio espressivo (mit 24 Takten des zweiten Satzes der Violinsonate G-Dur op. 78 sowie einem Brahms-Brief an Clara Schumann), die vier Chorsätze (Nr. 1 Rosmarin, Nr. 2 Von alten Liebesliedern, Nr. 3 Waldesnacht, Nr. 4 Dein Herzlein mild) aus Sieben Lieder für gemischten Chor op. 62 in Brahms’ Handschrift, die Brahms-Autografen zu den Liedern Der Überläufer op. 48 Nr. 2 und Agnes op. 59 Nr. 5, ein eigenhändiges Albumblatt mit den ersten drei Takten des zweiten Satzes »Intermezzo« aus dem Klavierquartett g-Moll op. 25 sowie Max Klingers Amor und Psyche Rad. OPUS 5, grafische Illustrationen zum Märchen des Apulejus, Johannes Brahms gewidmet, und Max Kalbecks eigenhändige Aufzeichnungen zur Biografie und zum Werk von Johannes Brahms (ca. 500 Seiten). Der Nachlass von Renate Wirth enthält umfangreiches Quellenmaterial ihrer beiden Großväter, die als Musiker zum Brahms-Freundeskreis gehörten: der Sänger Julius Stockhausen und Emanuel Wirth, Bratscher des renommierten Joachim-Quartetts.

Im Zuge des Brahms-Briefwechsel-Verzeichnisses (BBV) wurde die Gattung ›Brief‹ zu einem Schwerpunkt der Sammlung. So wurden dem Institut zahlreiche Briefe vor allem aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt.

Die Tatsache, dass dem Brahms-Institut immer wieder bedeutende Quellen angeboten werden, spricht für das erworbene internationale Renommee des Instituts.



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