Pressespiegel
RONDO-Magazin | Sonntag, 10.08.2025
[von Guido Fischer]
Was der unermüdliche Vielschreiber Johannes Brahms in seinen zahllosen Briefen da seinem Gegenüber immer auch erzählt, gebeichtet oder berichtet haben mag – leicht zu entziffern bzw. zu lesen sind seine handschriftlichen Zeugnisse nun wirklich nicht. Man nehme da nur eine Nachricht vom Februar 1879, die Brahms Clara Schumann zukommen ließ. Auf der Vorderseite findet sich ein Albumblatt „Adagio espressivo“ mit 24 Takten des 2. Satzes der Violinsonate G-Dur op. 78. Auf der Rückseite hat Brahms notiert: „Wenn Du Umstehendes recht langsam spielst, sagt es Dir vielleicht deutlicher als ich es sonst könnte, wie herzlich ich an Dich u. Felix denke.“ Im Original sind diese und die nachfolgenden Zeilen eben nur schwer zu entschlüsseln. Doch zum Glück haben sich die an einem aufwändigen Brahms-Projekt beteiligten Musikwissenschaftler auch hier die Mühe gemacht, diesen Brief in ein aktuelles Schriftbild zu übertragen. Und so erhalten all die Briefe, die sich Brahms und seine Zeitgenossen hin und her geschickt haben, gerade für die breite, an Brahms interessierte Öffentlichkeit eine ganz neue Qualität.
Mehrere tausend Briefe und Postkarten, aber auch Visitenkarten besitzt das Brahms-Institut, das an der Musikhochschule Lübeck beheimatet ist. Hinzu kommen unzählige Fotografien, Drucke und Programmzettel. Ein riesiger Fundus an Brahms-Archivalien und –schätzen hat sich im Laufe der letzten Jahre auch dank des langjährigen Institut-Leiters Wolfgang Sandberger gebildet. Federführend waren Sandberger, der 2024 aus dem Amt geschieden ist, und seine Kollegin und kommissarische Nachfolgerin Dr. Teresa Cäcilia Ramming auch beim Aufbau des „Brahms-Portals“, für das die umfassende Sammlung digitalisiert werden soll.
Der erste Schritt ist jetzt gemacht. Am 1. August ging besagtes Portal mit bereits knapp 10.000 digitalisierten Werken und Objekten online. Und auch wenn es hier und da noch ein paar „Kinderkrankheiten“ bei der komfortablen Nutzung wie fehlende Scroll-Leisten und leicht verwirrend zusammengestellte Untergruppen gibt, „verirrt“ man sich nur allzu gerne in dem riesigen, auch anhand zahlreicher Klangbeispiele akustisch unterfütterten Brahms-Universum.

Projektpräsentation Dr. Teresa Cäcilia Ramming, kommissarische Geschäftsführung des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck
© 2025 Maximilian Busch

(https://www.brahms-portal.de)