Konzertprogramme
Konzerte mit Werken von Johannes Brahms
Mit etwa 250 Einheiten, die über mehr als 500 digitalisierte
Einzelseiten via Internet zugänglich sind, vermittelt die
Programmzettel-Sammlung des Instituts einen repräsentativen Überblick
über wichtige Ur- und Erstaufführungen Brahms’scher Werke sowie deren
Rezeption nach dem Tod des Komponisten im April 1897. In einem Zeitraum
von fast 90 Jahren – zwischen Januar 1859 und Mai 1947 – geben die
Programme Auskunft über Brahms’ Wirken als Pianist und Dirigent, die
Beteiligung zeitgenössischer Interpreten an Aufführungen seiner Werke
sowie die Gepflogenheiten und den Wandel historischer
Programmgestaltung.
Dass auch ein Konzertprogramm als Quelle musikhistorischen Ranges gelten kann, zeigt das Programm zur Uraufführung von Brahms’ 1. Sinfonie am 4. November 1876 in Karlsruhe beispielhaft:
»Kaum zufällig stellte [der Dirigent Otto] Dessoff ein Werk Beethovens an den Anfang: die zweite Leonoren-Ouvertüre op. 72, deren Tonart C-Dur einen direkten Bogen zum Finalsatz von Brahms’ Erster schlägt. Beethoven war das große Vorbild, ihm wollte Brahms mit seinem Erstling nacheifern. [...] Ouvertüre und Sinfonie als Eckpfeiler lassen bereits an die Programmgestaltung moderner Sinfoniekonzerte denken. Dazwischen die zeittypische Mischung musikalischer Gattungen unterschiedlicher Stilhöhen: zunächst eine das Sentiment befriedigende Opernarie Webers, die erste Kavatine der Titelheldin aus Euryanthe; es folgt die unterhaltende F-Dur-Serenade Robert Volkmanns, die dem Zuhörer Raum für Entspannung gibt, bevor die lyrische Verinnerlichung des Lied-Blocks mit Brahms- und Schubert-Liedern erneute Konzentration fordert und auf den krönenden Abschluss vorbereitet, die mit Spannung erwartete Novität des Abends: Brahms’ 1. Sinfonie« (Stefan Weymar im Ausstellungskatalog Johannes Brahms – Zeichen, Bilder, Phantasien, S. 20).